Software wird von Menschen gemacht

Es ist eine triviale Tatsache, dass Softwarelösungen von Menschen entworfen und programmiert werden. Darüber hinaus sind Anforderungsanalysten, Tester, Architektinnen und Projektmanagerinnen am Werk. Auch auf der Kundenseite sind Menschen involviert, Anwenderinnen, Techniker, Expertinnen. Aber wie viele bekommt man während des Projekts zu sehen, mit wem kommuniziert man, und wer bleibt während der ganzen Zeit unsichtbar?

Ein Softwareprojekt ist zum großen Teil Kooperation, in der Menschen auf die Beiträge anderer Menschen angewiesen sind,um ihren eigenen Beitrag erbringen zu können. Doch oft bleiben die anderen hinter den Mauern der anderen Abteilung oder des Partnerunternehmens verborgen, sie bleiben anonym.

Oft wird gesagt, das sei auch ganz gut so. Die Beiträge der jeweils anderen zum Projekterfolg bestehen in der Zulieferung von Informationen, und diese Informationsbereitstellung soll, damit sie zuverlässig, vollständig und vertragsgerecht erfolgt, am Besten auf dem Postwege erfolgen, heute natürlich per E-Mail oder unter Verwendung eines Task- und Dokumentmanagementsystems.

Das ist natürlich auch richtig, insbesondere weil bei informeller Bereitstellung von Informationen vieles im Unklaren bleibt, was bei schriftlicher Formulierung präzise und nachprüfbar wird. Das ist notwendig, weil ein Softwareprojekt auch eine vertragliche Seite hat, es wird ein Werk geliefert, das Anforderungen erfüllen soll, und dafür wird eine vereinbarte Gegenleistung erbracht.

Manche Projektverantwortliche meinen deshalb, dass es überhaupt am Besten ist, wenn sich nur Vertrieb und Einkauf persönlich miteinander austauschen und jede weitere Kommunikation zwischen Projektbeteiligten schriftlich erfolgt. Ist, etwa zum Erfassen von Anforderungen, das persönliche Gespräch doch notwendig, so sollte dieses hochgradig formalisiert und strukturiert ablaufen und die Ergebnisse exakt protokolliert werden.

Dieser Ansatz verkennt jedoch, dass in solchen Projektstrukturen keine gemeinsamen Ziele entstehen können – es entsteht kein Gefühl für ein „Wir“, eine Gemeinschaft, die zusammen Erfolg haben möchte, es entsteht kein Gewinner-Team. Aber ein Wir-Gefühl ist notwendig für den Erfolg, das zeigen viele menschliche Tätigkeiten, vom Fußballspiel bis zu Kollaborationen im Internet. Gerade wenn es schwierig wird, wenn ungeahnte Probleme auftauchen, ist es wichtig, dass sich alle Beteiligten schon zuvor die Gewissheit gebildet haben, dass auch die Anderen den Erfolg wollen, dass sie mit mir „am gleichen Strang“ ziehen, dass „wir das schaffen können“.

So ein „Wir“ entsteht nicht durch den formalisierten Austausch von Anforderungsdokumenten und JourFix-Protokollen. Dazu braucht es Zeit und Raum für persönliche Begegnungen, nicht nur zu Beginn des Projekts, sondern auch immer wieder zwischendurch, nicht nur, um Erfolge zu feiern, sondern auch, wenn es schwierig wird. Gemeinsamkeiten müssen erlebt und gepflegt werden können. Und dafür sollten sich alle Zeit nehmen. Natürlich bei den Anlässen, die das Projekt bietet, dem Start, dem Erreichen wichtiger Zwischenetappen, der Übergabe der Lösung, aber auch zu Beginn eines JourFix und einer Telefonkonferenz, am Abend nach dem Workshop, am Ende jeder Mail.